Behind the scenes

- Hinter den Kulissen -

Hättest du Zeit und Lust auf ein Gemeinschaftsprojekt?

 

Ganz genau kann ich mich an den Inhalt der E-Mail von Impress nicht mehr erinnern, aber es war eine Anfrage wegen eines Gemeinschaftsprojekts mit drei weiteren Autorinnen. Zunächst war ich sehr überrascht. Gleich danach setzte Interesse ein, weil es irgendwie nach einer spannenden Herausforderung klang. Das war dann letztendlich auch der entscheidende Grund zuzusagen.

 

Telefonkonferenz

 

Kurz nach meiner Zusage kam es dann zu meiner allerersten und bisher einzigen Telefonkonferenz, die mich ordentlich gestresst hat. Die Stimme meiner damals zuständigen Impress-Lektorin kannte ich zwar, aber die der anderen drei Autorinnen, die ebenfalls für das Projekt zugesagt hatten, genauso wenig wie ihre Namen. Insgesamt war es also ein recht chaotisches Telefonat, weil ich nie wusste, wer gerade was gesagt hat.

 

Die Pitches

 

Normalerweise ist es ja so, dass ein Autor seine Idee oder den Inhalt seines fertigen Manuskripts einem Verlag pitcht. Bei Winter of Love war es umgekehrt. Der Verlag hat uns vier Autorinnen seine Idee für das Projekt gepitcht. Im O-Ton kann ich den genauen Wortlaut nicht mehr wiedergeben, aber inhaltlich ging es darum, dass es eine New Adult Winter-Romance sein sollte, in der sich vier beste Freundinnen nach ein paar Jahren in ihrem Heimatdorf wiedersehen sollten, um dort gemeinsam die Feiertage zu verbringen. Die vier Geschichten sollten zwar gemeinsame Berührungspunkte durch die Freundinnen haben, aber auch für sich allein stehen können. Und Liebe sollte neben dem Weihnachtsfeeling ein zentrales Thema sein.

 

Nach dem Verlags-Pitch hatten wir ausreichend Zeit, um uns Gedanken über unsere Geschichten zu machen und einen groben Plot auszuarbeiten. Jeder von uns hat dann einen Story-Pitch und ein Kurzexposé für den Verlag geschrieben, um die Ideen final absegnen zu lassen. Alle Vorschläge von uns wurden zeitnah abgesegnet und wir konnten loslegen.

 

Facebook und WhatsApp

 

Es gab zwei Gruppen wegen der vielen Absprachen, die getroffen werden mussten. Eine Auf Facebook, in der wir mit der zuständigen Lektorin kommuniziert haben und eine WhatsApp-Gruppe für den direkten Austausch unter uns Autorinnen.

 

Es gab so unglaublich viele Dinge zu besprechen und zu beachten, dass ich in den ersten Tagen dachte, das wird nix und mitunter auch meine Zusage für das Projekt ein bisschen verflucht habe. Besondere Herausforderungen waren:

 

- In welchem Dorf spielen die Geschichten? Soll es ein realer Ort oder lieber ein fiktiver sein?

 

- Wie sieht es dort genau aus? Welche Geschäft gibt es? Wo liegen die Skigebiete?

 

- Welches Wetter soll an welchem Tag sein?

 

- Wer begegnet wem, wo und wann?

 

Nach einigem Hin und Her ist es schließlich ein fiktives Dorf in Österreich geworden, das den Namen St. Aurel bekommen hat und aus vier verschiedenen Vorstellungen, wie es dort aussehen sollte, konnten wir uns auf eine gemeinsame einigen.

 

Für das Wetter wurde eine Liste erstellt, damit auch jeder wusste, wann die Sonne scheint, wann es schneit und wann es stürmt. Und auch für die einzelnen Begegnungen der vier Freundinnen gab es schlussendlich eine Liste. Beide stellten sich als unglaublich hilfreich heraus, weil wir sonst wahrscheinlich alle den Überblick verloren hätten und es zu wahnsinnig vielen Logikfehlern in den einzelnen Büchern gekommen wäre.

 

Schreiben mit permanenten Absprachen binnen kurzer Zeit

 

Drei Monate reine Schreibzeit hatten wir für dieses Projekt. Nicht besonders lang, aber ausreichend für eine Geschichte, die im Grunde nur eine Woche aus dem Leben der vier Freundinnen erzählt.

 

Nun ja, das Schreiben unter diesen Bedingungen ist tatsächlich eine riesige Herausforderung gewesen. Unabhängig von den Listen, an denen wir uns orientieren mussten, waren natürlich auch Interaktions-Absprachen nötig, wenn zwei oder mehrere der Freundinnen in bestimmten Szenen aufeinandertreffen sollten.

 

Teilweise war das echt zum Haareraufen, weil wir ja jeder für sich eine eigenständige Geschichte in unterschiedlichem Schreibtempo geschrieben haben, was bedeutet, dass wir nicht synchron bei den Gemeinschaftsszenen gelandet sind und es häufig vorkam, dass jemand geschrieben hat, er wäre jetzt da und da und würde sich dort mit a, b oder c treffen. Dann galt es erstmal, sich gemeinsam um diese Szene zu kümmern, weil ja sonst die entsprechende Autorin in ihrem Vorankommen ausgebremst worden wäre. Insgesamt hat das sehr viel Zeit, Nerven und ein ausgeprägtes Fingerspitzengefühl für die Protagonisten der anderen Geschichten erfordert.

 

Klingt verwirrend? War es auch!

 

Das Lektorat

 

Nachdem wir allesamt unsere fertigen Manuskripte abgeschickt hatten, stand als nächstes das Lektorat durch eine externe Lektorin an und die hat mir schon wahnsinnig leidgetan, bevor ich sie überhaupt kennengelernt habe, weil sie sich um alle vier Geschichten kümmern und dafür Sorge tragen musste, dass unser Gemeinschaftsprojekt auch wirklich perfekt ineinandergreift, sämtliche Berührungspunkte in sich stimmig sind, nach Möglichkeit nichts von den anderen Storys gespoilert wird und es keinerlei Logikfehler gibt. 

 

Sie hat das unglaublich gut gemeistert und es war bisher eines der entspanntesten Lektorate für mich, obwohl ich wirklich das Schlimmste befürchtet hatte. Aber alle Änderungen bzw. Anpassungen waren nur halb so wild und da wir im Vorfeld so akribisch mit unseren Listen gearbeitet hatten, mussten wir während des Lektorats kaum noch Änderungen vornehmen.

 

Cover und Klappentext

 

Ich muss gestehen, dass ich das Cover - abgesehen von der Titelgestaltung - einfach nur fürchterlich fand und bis heute nicht richtig damit warm geworden bin. Generell gefallen mir Gesichter-Cover überhaupt nicht. Es sei denn, sie sind extrem gut gemacht, wie bei der Angelussaga von Marah Woolf zum Beispiel, oder es wird nur mit Schattierungen gearbeitet, die kein richtiges Gesicht erkennen lassen.

 

Für mich sieht Julia ganz anders aus und Reed sowieso, deshalb war ich erstmal absolut dagegen, hab aber schließlich zugestimmt, weil alle Cover ein Pairing zeigen und ich nicht allein gegen den Strom schwimmen wollte. Es ging ja schließlich nicht allein um mein Buch.

 

Dafür fand ich den Klappentext von Anfang an sehr schön, auch wenn er für mein persönliches Empfinden eigentlich zu viel über den Inhalt verrät.

 

Release

 

Ende November war es dann so weit und unsere vier Freundinnen sind binnen vier Wochen als EBooks auf dem Buchmarkt erschienen.

 

28.11.2019 Winter of Love - Lina & Phil

05.12.2019 Winter of Love - Julia & Reed

12.12.2019 Winter of Love - Anna & Vince

19.12.2019 Winter of Love - Elli & Ben

 

Im Februar ist dann noch eine Sammel-Box mit allen vier Titeln erschienen.

 

Mein Fazit

 

Es war zwar eine außergewöhnliche Herausforderung, aber ich kann mir nicht vorstellen nochmal an einem solchen Gemeinschaftsprojekt teilzunehmen, obwohl ich die Erfahrungen nicht missen wollte. Weder die guten noch die schlechten.